Der Spaziergang

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Jolee Bindu
Jedi-Meister
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Der Spaziergang

Beitrag von Jolee Bindu »

Mann erkannte den alten Jedi-Meister an seinem Gehstock und seiner nachdenklichen Art, die langen Wege hier im Gartenbereich um den Tempel zu gehen. Oft blieb er stehen und sein Blick fasste den weiten großen Himmelsbereich oder einfach nur die Blüte wie sie sich im Wind bewegt und in seinen warmen Wellen ihre Farbenpracht dem Blick an den Betrachters freigibt.

Für die meisten Padawan war der alte Meister wohl eher ein Holocron mit vielen offenen Fragen. Und die Antworten auf die gestellten Fragen waren oft zweideutig und lagen in der Interpretation des Empfängers. Daher war es auch kaum verwunderlich, dass er diese langen Wege oft alleine ging. Denn genauso wie die ein oder andere Antwort die gestellte Frage als Gegenfrage zurückwarf waren manche Spaziergänge mit ihm ein Weg des Schweigens, der Ruhe und der Ausgeglichenheit. Nicht unbedingt das, was sich die aktiven jungen und mit dem Lichtschwert sehr geschickten Padawan vorstellten.

Dennoch gab es eine junge Padawan, die immer wieder versuchte durch geschickte Fragen und Darstellungen von Situationen mehr aus seinem Wesen zu erlernen und ihn zu verstehen. Sie war unter den Padawan ihrer Ausbildungsgruppe eher die, welche immer mit Fragen nach dem „warum ist das so“ so manchen bis zur Erschöpfung gebracht hat. Ihr Ausbildungsweg galt von Anfang an schon der mehr den Schriften, den Lehren und der Macht.

Immer wenn es die Zeit ihrer Ausbildung erlaubte wartete die junge Padawan auf der alten Steinbank neben dem Eingangsbereich, welcher mit grün-blau schimmernden Efeu dicht bewachsen war. Sie wußte, dass der alte Jedi fast regelmäßig diesen Weg beschreitet. Kaum bog er vorne um die Ecke wo kleine Rosensträucher wuchsen stand sie auf. Aber sie rannte ihm nicht entgegen. Sie wartete in Ruhe bis er mit seinen Schritten die Höhe der Steinbank erreicht hatte. Ein kurzes Lächeln zeigte beiden, dass sie sich wohl freuen die kommenden Minuten und Meter gemeinsam zu gehen.

„Meister, warum gibt es so viele verschiedene Wege im Leben?“ war ihre heutige Frage.

„Die Vielfalt macht es", erklärte der alte Meister während er in ruhigen Schritten weiter seinen Weg ging. „Man kann dabei nachdenken, begegnet anderen und kann sich ein bisschen unterhalten.“

„Verliert man dabei nicht das Ziel aus den Augen, Meister?“

„Man darf nie das Ziel aus den Augen verlieren. Viele Wege führen zum Ziel. Manche sind beschwerlich, wenn sie gar zu steinig sind. Andere wiederum führen in die Irre, auf den Waldweg. Da sieht man dann den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mitunter kommt man auch in eine Einbahnstrasse, oder Sackgasse, dann heißt es umdrehen. Schlimmstenfalls aber kann man im Sumpf landen. Wichtig im Leben ist, immer gehen... gehen... weiterlaufen, nicht stehen bleiben, sonst versinkt man, wird mutlos und einsam" erklärte er der jungen Padawan.

Die Padawan schaute ihn an, diesen alten, nachdenklichen Jedi und sah seine glänzenden Augen. Ja, er ist noch voller Lebenslust, dachte sie . Während beide weitergingen, sagte sie zu ihm: "Meister, ihr seit bestimmt schon viel und weit gelaufen".

„Oh, ja", sagte er und schmunzelte leise. "Aber nicht nur äußerlich in der Welt, das wichtige ist auch das innerliche laufen, gehen. Da gibt es Wege, die wir noch gar nicht kennen. Die innere Einkehr, der Weg zum Herzen. Wenn er uns auch aufzeigt, wo wir falsch gehandelt haben, wo wir uns verlassen fühlten, oder traurig waren – es ist ein Weg der erst endet, wenn unser irdischer Weg zu Ende geht".

Ein paar Meter lang schwiegen beide. Dann fragte der Meister die junge Padawan: "Kennst Du das Gedicht : Wir sind nur Gast hier auf dieser Welt"?

Die junge Padawan bejahte diese Frage und erinnerte sich, dass es da hieß:" Gar manche Wege führen, aus dieser Welt hinaus, oh, dass wir nicht verlieren, den Weg zurück zu unserem Haus".

Still, in Gedanken versunken kamen beide an eine Kreuzung im Garten, welche durch große, stolz wirkende Bäume an jeder Ecke gekennzeichnet ist. Links ein einfacher Sandweg, rechts eine eher alt wirkende, mit Steinen gepflasterte Gartentraße und geradeaus ging der frisch gewalzte Gartenweg weiter, auf dem sie sich befanden.

„Nun", fragte der alte Meister die junge Padawan, „ welchen Weg nehmen wir"?

Sie blickte kurz zum alten Meister, lächelte ihn an, schaute nach vorne auf den Weg, verschloß die Augen, atmete für ein paar Sekunden durch und sagte: „ Mir gefällt der, auf dem wir uns gerade befinden ganz gut".

Doch als sie sich umdrehte, war dieser alte Jedi-Meister schon verschwunden.
"Es ist der Wert der Überzeugungen, der den Erfolg ausmacht, nicht die Azahl der Anhänger"
Remus Lupin

Meister von Padawan Alec Skirata
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