Eine zweite Chance

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Ashyr Ty'nu

Eine zweite Chance

Beitrag von Ashyr Ty'nu »

Diesesmal möchte ich euch Erinnerungen zu lesen geben. Es mag verrückt klingen, aber es sind die Meinigen. :) Man kann zwar sagen, dass beim Liverollenspiel nur gespielt wird, aber je besser die Szenen, desto stärker die Gefühle, die kunstvoll hervorgerufenen, aber starken Emotionen, welche mit der Geschichte mitschwingen. Viel Spass. Kritik und Fragen sind gerne gesehen.

Die kursiven Stücke sind passiertes, gezielte Erinnerungen Jkaras, die normalen kurze Zusammenfassungen für Dinge, welche nicht so mitreissend waren.

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Sie hätte wissen müssen. Bei Felis! Sie hätte es wissen müssen. Dann, als ein Söldner im Zorn nach seinem Herrn schlug und kein Blut floss. Doch da war es schon zu spät. Unter Sold gestellt hätte eine Flucht ihre Vogelfreiheit bewirkt. Doch sie hatte den Gedanken verdrängt, als sie mit zwei anderen Söldlingen einen Krieger gefangen nahm. Auch dann noch, als sie später im Wald auf einem selten begangenen Pfad darauf wartete, dass die Krieger, welche den gefangenen Keroth befreien wollten, herankamen.

Schweigend und mit einem Lächeln im Gesicht beobachtete Jkasa die beiden Kohlmeisen, welche zwitschernd und mit den Flügel schlagend zwischen den Ästen hin- und herwechselten. Sie flogen nicht im eigentlichen Sinne, zumindest nicht, wenn sie nach unten wollten. Nein, die kleinen Vögel liessen sich fallen und bremsten nur kurz vor dem Zielort den Fall mit einigen Flügelschlägen auf. Plötzlich hallten Stimmen durch den Wald. Hatten die beiden Idioten weiter unten auf dem Weg tatsächlich einen Zusammenprall mit dem Rettungstrupp gehabt? Typisch. Sie würden alles in Gefahr bringen, in dem sie ihre Leben wegwarfen.
Es dauerte nur Minuten nach dem Lärm, dass Fremde unten auf der Waldstrasse auftauchten und sich umsahen, jedoch Jkasa noch nicht erkannten, was auch eher schwierig war. Diese hatte ihre Präsenz bis auf ein Mindestmass unterdrückt und beobachtete, verschmolzen mit dem Grün des Waldes. Dann, als die vier Männer und die einzelne Frau im langen, hellen Gewand, freies Sichtfeld auf die Waldläuferin hatten, sahen sie diese doch noch und riefen sie an, die Waffen gezogen. Sofort war Jkasa auf den Beinen, getreu ihrer Rolle. Einer der Krieger trat vor, in der Hand ein Schwert. Das blaue Hemd wurde zum Teil von einem grauen Mantel verdeckt, am Gürtel hing ein Wimpel mit einem gelben Symbol, welches einen Vogel mit geöffneten Flügeln darstellte. Auf dem Kopf trug der breitschultrige Mann einen schwarzen Dreispitz, welcher an einer Kante mit einem Aufstecker verziert war. Hinter ihm folgen weitere, einer von ihnen ähnlich gekleidet, die anderen passten nicht ganz dazu. Möglicherweise zwei Soldaten, die schon länger unterwegs waren und einige unabhängige Kämpen.
„Bleibt wo Ihr seid, dann tue ich das Selbe.“, liess Jkasa verlauten, worauf der vorderste Krieger die Waffe verstaute.
„Und pfeift Euren Gefährten zurück, der links in den Wald sticht.“, fügte sie an und brachte damit den Kameraden der Dreispitzträgers zum Stehen.
„Habt Ihr gesehen, wie…“


Ja, so fragte man sie und das Unheil nahm seinen Lauf. Gesehen habe sie nichts, erklärte die Söldnerin, aber es gäbe weiter oben im Wald Krieger, die den Frieden der Bäume stören würden. Nach einigem hin und her erklärte sie sich bereit, die Spuren für die Fremden zu lesen, liess sich hinab führen, dorthin, wo sie vor kurzem Keroth niedergeschlagen hatte, und brachte die Rettungstruppe erneut die Strasse nach oben. Sie wurden angegriffen, doch nur von einzelnen Söldnern. Selbstmord. Anders konnte man diese Mückenstiche nicht nennen. Jkasa konnte darüber nur den Kopf schütteln…

„Ja, ich habe es gesehen.“
„Was denn?“ Diese Frage kam von Atara, der Frau im hellen, weiten Gewand. Heilerin sei sie ,hat sie auf dem Weg ihren Gefährten erklärt.
„Das Zelt.“
„Zelt?“
War ja mal wieder klar, diese Stadtleute hatten keine Augen für Dinge, welche eben NICHT in den Wald gehörten. Langsam, vorsichtig wirkend, betrat Jkara den Lagerplatz.
„Ich glaube ,ich habe ihn gefunden.“, meinte sie, beinahe zu beiläufig, und betrachtete scheinbar interessiert den Kampfstab, der am Baum lehnte ,nahm ihn zur Hand ,schwang ihn etwas und schien zu entscheiden, dass sie ihn mitnehmen würde. Dann griff jemand an. Und Jkara schwang ihre lange, wuchtige Waffe, brach dem Gefährten des Dreispitzes das Bein, schlug den Elfen nieder. Dann knallte etwas und sie spürte einen so starken Schlag im Bauch, dass sie zusammenklappte und in die Knie ging. Der Kerl mit dem gebrochenen Bein, hielt einen merkwürdigen Gegenstand auf die gerichtet. Das Rohr rauchte etwas. Jkara hustete und versuchte sich wieder aufzurichten, als ein Krieger an sie herantrat und sein Schwert über ihren Bauch zog. Vor Schmerzen aufschreiend fiel die Waldläuferin zurück, krümmte sich zusammen.
Als sie aus kurzer Bewusstlosigkeit wieder aufwachte, lag das daran, dass jemand Druck auf ihre Verletzung ausübte ,genug Druck, um die gefangene Söldnerin schreien zu lassen.


Doch sie redete nicht. Zu gross war ihre Angst vor ihrem Kriegsherrn, als dass sie die Lippen geöffnet und die Informationen gegeben hätte, welche die Retter haben wollten. Überzeugt davon, durchhalten zu können und auch davon, dass Grehlin ihr viel ein schlimmeres Schicksal bereiten würde als dieser Mann mit dem langen Mantel und dem Hut, der, welcher zu dem Dreispitz gehörte und sie aus Distanz niedergestreckt hatte. Viktor hiess er.
Doch nicht er war es, der sie zum reden brachte.

„Weisst du, auf der Akademie habe ich in der Grundausbildung gelernt, dass an den Händen Bänder verlaufen, deren Beschädigung nicht den Tod zur Folge hat. Vielleicht ist die Hand nachher unbrauchbar, aber du wirst nicht sterben.“
Jkara schaute zu dem Mann mit dem langen, dunklen Haar hoch, der noch immer den Dreispitz trug. In ihren Augen spiegelte Angst , doch sie schwieg. Solange, bis ein Schrei durch den Wald hallte, solange, bis der Krieger seine Drohung wahr machte. Noch redete sie nicht, doch es dauerte nicht lange, bis sie, zusammengekrümmt auf dem Boden liegend, sagte, was sie wusste. Und dann kam er. Grehlin.
„Ich verstehe keinen Spass. Und ich dulde keinen Verrat.“
Sein Tritt war auf eine Verletzung gerichtet, dann auf den Rücken. Jkara wand sich am Boden, wand sich bis eine gnädige Bewusstlosigkeit ihren Geist auf Reisen schickte und den Körper allein zurückliess.


Ja, die Krieger wussten, dass sie Grehlin nicht verletzen konnten. Sie hatten zuvor schon versucht, ihn zu Boden zu ringen, doch war es ihnen auch zu fünft nicht gelungen. Und jetzt stand er da, mitten unter ihnen und schien die Söldnerin, welche ihn verraten hatte, töten zu wollen.

„Du wirst sie nicht töten. Wir nehmen sie mit.“
Erneut der Krieger mit dem Dreispitz.
„Sie bleibt hier.“
„Was ist sie dir denn wert, Kriegsherr? Ich bezahle für sie.“
Er schien nicht zu scherzen, schien es ernst zu meinen, doch Jkara hörte die Worte nur wie durch einen dichten Nebel. Als sie erneut aufwachte, wurde sie den Weg entlang geschleift. War es das, was die Geschichten Gnade nannten?


Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Doch die Retter behandelten ihre Verletzungen, der Mann mit dem Dreispitz sorgte dafür. Jkara lag da, den Kopf auf einen zusammengelegten Umhang gebettet, die Schmerzen zu ignorieren versuchend.

„Warum hast du das getan?“
Ihre Stimme klang müde, denn dies war sie. Der Körper forderte seinen Tribut und alle Heilmittel der Welt würden dagegen nichts tun können.
Der Krieger mit dem Dreispitz schaute auf sie hinab.
„Was?“
„Warum hast du mich nicht zurückgelassen?“
„Ich glaube, jeder verdient eine zweite Chance.“


Ja, er glaubte das offenbar wirklich. Er beschützte sie genauso wie seine anderen Gefährten. Keroth jedoch sah das anders. Erst recht, nachdem Grehlin beinahe besiegt war, seine Unsterblichkeit verflogen.

„Wie es aussieht, hast du keinen Nutzen mehr für uns.“
Er hob das Schwert und Jkara, die vom Elben ihren Dolch zurückbekommen hatte, zog diesen. Sofort, ohne nachzudenken. Keroth holte aus, während die Waldläuferin wusste, dass sie diesen Hieb niemals würde abfangen können. Wie aus dem Nichts jedoch war der Krieger wieder da, stellte sich zwischen die beiden, nahm ihr mit sanfter Gewalt den Dolch ab, schob ihn zurück in die entsprechende Scheide an ihrem Bein, wandte sich dann Keroth zu und sprach mit ihm. Nur kurz darauf war die Entscheidung gefallen.
„Nimm deine Sachen und geh. Wenn du überlebst, ist dies deine zweite Chance.“
Jkara sagte nichts, sondern kämpfte sich auf die Beine, hinkte langsam, schleppend davon. Sie konnte nicht schneller. Während der Folter war auf ihr eines Bein schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Weiter. Nur weiter.

„Waldläuferin!“
Das war Keroth. Er folgte ihr. Wollte sein Gold zurück. Gold, das sie nicht hatte. Gold, das Grehlin haben musste. Aber nicht sie. Nein, nicht sie.
„Gib es mir!“
Er hob das Schwert. Jkara zog ihren Dolch erneut. Ein rascher Hieb des Befreiten, eine Ausweichbewegung der Waldläuferin. Der Angriff streifte sie nur, genügte aber, dass sie in die Knie sank. Das Haupt hoch erhoben, den Dolch in der Hand, wartete sie auf den letzten Schlag, bereit, zu kämpfen solange sie konnte. Doch er schlug nicht, er stach zu. Und Jkara nutzte ihre Chance, fegte die Klinge mit ihrer viel kürzeren Waffe beiseite, griff mit der freien Hand danach und stach dann mit dem Dolch nach Keroths Hand. Sie verfehlte, doch er liess seine Waffe los. Rasch fasste Jkara nach, schloss beide Hände fest um das Heft des Schwertes, den Dolch fallen lassend.
Der Befreite zog seine zweite Waffe. Noch einmal ein Schwert. Er griff an, wurde jedoch geblockt. Wieder und wieder. Bis er einen Hieb ins Bein erhielt und stürzte. Jkara stürzte sich auf ihn, liess ihr Schwert fallen, welches für einen Ringkampf viel zu lang gewesen wäre, blockierte Keroths Waffenhand. Dann fiel ihr Blick auf den Dolch, der am Boden lag. Sie griff danach und schlug zu, den Knauf auf den Kopf ihres Gegners, dessen Körper erzitterte, ehe er still lag.
Mühsam löste sie sich von ihm, kämpfte sich erneut auf die Beine, stolperte, sich kaum mehr auf den Beinen halten könnend, davon, weiter ,nur weg, nur weg.

„Waldläuferin!“
Nein, nicht umdrehen, nur weiter, nur weiter.
„Warte!“
Sie blickte zurück, die Stimme erkennend. Es war der Krieger. Der mit dem langen Haar. Mit dem Dreispitz. Er erreichte sie in wenigen Sekunden, griff nach ihr, als sie beinahe stürzte, sich unkoordiniert von ihm zu lösen versuchte, den Dolch fallen liess, ohne es zu bemerken. Alles drehte sich um sie, als sie zusammenbrach und zu Boden glitt, heftig blutend an Bein und auch am Bauch. Sie hustete. Sie krümmte sich zusammen.
„War das dein Plan?“
„Nein. Atara hatte das Gold. Keroth wollte nicht hören.“
„Soviel zu glorreichen Helden.“
„He, Moment…“
Mehr hörte sie nicht, wurde bewusstlos, der Atem fliegend, der Körper zuckend vor Pein. Sie spürte noch die Finger, welche nach ihrem Puls tasteten, dann nichts mehr.


Da war nichts mehr. Auch kein Puls. Nur ein wütender Krieger, zornig, hasserfüllt auf den Mann, den zu befreien er mitgeholfen hatte und der nun sinnlos getötet hatte. Den Mann, der sein Leben der Gnade der Waldläuferin verdankte, welche ihn nur niedergeschlagen hatte, um ihr Leben zu retten, obwohl sie genau so einfach seine Kehle hätte durchschneiden können.
Doch aller Zorn, alles Schimpfen, alle Drohungen nützten nichts mehr. Tote wurden nicht mehr lebendig.
Jamin Ja-Ben

Beitrag von Jamin Ja-Ben »

Die Geschicht, so zu lesen..das selbst erlebte aus einer Anderen Sicht noch einmal zu lesen ist genial und spannend. Ich habe mit meinem Chara ... zwar nur einen Teil davon mit bekommen, doch genau dies macht es interessant.
Ich finde du hast es auf eine sehr spannende Art erzählt / geschrieben und man kann es sich gut vorstellen..und miterleben, obwohl das vielleicht auch damit zu tun hat das ich ja dabei war. Als ich die Geschichte las, kamen mir meine Gedanken, wie ich es erlebt habe, was ich gesehen und gefühlt habe..also hier meine ich was mein Charakter gesehen, erlebt und gefühlt hat.
Kritik hab ich keine, obwohl ich mich gefragt habe ob man nicht eine kurze Einführung hätte geben müssen..für all jene die nicht dabei waren.

Es grüsst dein Pada...der grosse böse Söldnerhauptmann Grehlin
Tinea G`Alfar

Beitrag von Tinea G`Alfar »

obwohl mir klar war , dass es eine Larp Geschichte ist, finde ich es jetzt schwer mich in die Charaktere reinzuversetzen.. wer ist nun wer ? muss ich nochmal lesen.... ist mir aber eigentlich zu blutig :wink:
Ashyr Ty'nu

Beitrag von Ashyr Ty'nu »

Vier wichtige Personen:

Jkara, Söldnerin, welche im Dienst von einem Kriegsherren steht

Der Kriegsherr, Auftragsgeber, Antagonist, unsterblich durch ein Amulett.

Allister Caine, der Krieger mit dem Dreispitz und dem langen, dunklen Haar.

Keroth, der Gefangen genommen und später gerettete, der Jkara umbringen will.

... so als Hilfe. :D Der Rest ist unwichtig.
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