Soldaten Schicksale: Der Anschlag

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Kay Jun

Soldaten Schicksale: Der Anschlag

Beitrag von Kay Jun »

Soldaten Schicksale: Der Anschlag

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07:23 Uhr
Klonsoldat TC 1334 stand nahe der großen Eingangshalle. Zusammen mit einem weiteren Soldaten gehörte er zum Sicherheitsapparat des Gebäudes. Die Halle war etwa sechs Meter hoch und 30 Meter lang. Ungefähr in der Hälfte dieser Halle war eine zweite Sicherheitstür. Bei ihr stand TC 1334. Unter den Klonen nannte man ihn Dral. Dral hasste seinen Posten. Hier stand er den ganzen Tag, um einen Haufen Zivilisten zu bewachen. Rumstehen und salutieren, während seine Brüder auf fernen Welten kämpften und starben. Dafür war er nicht ausgebildet worden. In der Sprache der Mandalorianer hieß er eigentlich Dralshyar. Das stand für Verbrennen, das war es, was er mit seinen Feinden tun sollte. Sollte. Dafür war er gezüchtet und trainiert worden. Das ganze Training auf Kamino, um hier sein kurzes Leben zu verbringen?
Aber er konnte nichts dagegen tun. Aufgrund einer Verletzung auf Justus, einem kleinen unbedeutenden Planeten im Outer Rim, war er als nicht mehr fronttauglich eingestuft worden. Also versetzte man ihn, wie viele andere auch, um irgendwelche Gebäude zu bewachen. Das Schlimmste an dem Posten waren die vielen Zivilisten. Nur selten sah man ihn direkt an. In der Öffentlichkeit durfte er auch nie seinen Helm abnehmen, denn man wollte die Zivilisten nicht beunruhigen, weil alle Soldaten das gleiche Gesicht hatten. Nach seiner Schicht würde er wieder in seine Kaserne gehen, um am nächsten Tag wieder hierher zu kommen. Dral wusste, er würde nie wissen, was es heißt, nach Hause zu kommen zu einer Familie. Seine Familie waren seine vielen Brüder. Er kannte nichts anderes und versuchte nicht daran zu denken.

Leutnant Griffin vom Sicherheitsdienst überwachte die Bildschirme des Gebäudes. Es war ein ruhiger Morgen. Wie immer. Erst in etwa 45 Minuten würde der Stress beginnen, dann würden die ersten Zivilangestellten das Gebäude betreten. Während er in dem Videoraum die Monitore betrachtete, trank er eine Tasse Kaff. Der corellianische war der beste.
„Sir“, sprach einer der Mannschaften zu ihm, „Das Reparaturteam scheint nun den anderen Turbolift zu überprüfen.“
„Verstanden.“
In der Nacht war es zu Fehlermeldungen bei den Turboliften gekommen. Das Reparaturteam arbeitete jetzt schon seit einer Stunde daran. Griffin hoffte, dass die Arbeiter das Problem lösen würden, bevor der Ansturm der Mitarbeiter begann.
„Ich hoffe, die beeilen sich. Ich habe keine Lust, später die ganzen Beschwerden zu bekommen, wenn sich alles staut.“

07:46 Uhr
Dral stand weiterhin auf seinen Posten. Mittlerweile trafen die ersten Angestellten ein. Wie so oft sahen sie ihn nicht an. Sie fürchteten die Uniform und seine Waffen. Trotzdem akzeptierten sie alle, dass er und seine Brüder für sie kämpften und starben. Sie kannten das Schlachtfeld nicht und würden es auch nicht kennen lernen. Dafür hatten sie die Klone. Ein kurzer Schmerz durchfuhr ihn und erinnerte ihn wieder einmal an seine Verletzung. Auf Justus wurde er von mehreren Splittern schwer verletzt. Er konnte sich an fast nichts mehr erinnern, nur das er irgendwann in einem Medcenter aufwachte. Dort berichtete man ihm, dass ein Splitter in sein rechtes Bein eingedrungen war und er für immer humpeln würde. Ein weiterer Splitter durchschlug seine Brust, nahe dem Herzen. Zuerst zerschmetterte er eine Rippe, um dann stecken zu bleiben. Dabei beschädigte er eine Arterie. Er konnte nur durch eine Notoperation in einem der vielen Feldlazarette gerettet werden. Man gab ihm eine Arterie von irgendeinem armen Teufel, der nicht soviel Glück hatte wie er. Eine junge Frau lief lachend auf ihn zu, doch als sie ihn passierte und seinen Helm sah, verstummte ihr Lachen, und er merkte, dass sie etwas schneller lief.
„Diese Klone jagen mir eine Gänsehaut über den Rücken“, hörte er sie leise zu einem Begleiter sagen. Eine der vielen üblichen Reaktionen.

Nomi war noch etwa eine halbe Stunde entfernt vom ihren Arbeitsplatz. Sie fuhr wie jeden Morgen in der überfüllten Schwebebahn. Die Schwebebahn war dreckig und laut. Sie selbst war eingequetscht zwischen einen Mann, der sich die aktuellen Nachrichten auf seinem Holopad ansah, und einer weiblichen Twi’lek, die aussah, als hoffte sie bald aus der Bahn zu kommen. Seit dem Beginn des Krieges arbeitete die junge Frau bei der Heimatverteidigung. Vorher arbeitete sie als Beamtin der zivilen Nachrichtenübermittlung. Aber der Kriegsausbruch erforderte die Verstärkung vorhandener Behörden, und so wurden viele der Beamten versetzt. Sie fand das nicht schlimm, sie machte im Grunde genommen dasselbe, musste nur den Arbeitsplatz wechseln. Das Büro der Heimatverteidigung lag aber günstiger zu ihrer Wohnung. Sie freute sich auf den heutigen Tag. Sie plante in der Mittagspause mit einer Kollegin essen zu gehen. Nach der Arbeit wollten sie dann zusammen in den Einkaufsbezirk fahren, um ein paar neue Kleider zu kaufen. Das planten sie nun schon seit zwei Wochen.

Im Gebäude der Heimatverteidigung begann Leutnant Griffin seinen Morgenrundgang. Als zuständiger Offizier der Wache war er für die Sicherheit des Hauses zuständig. Er sah auf seine Uhr. In etwa einer Stunde würde sein Vorgesetzter Captain Jorr zum Dienst kommen. Dann oblag ihm die Verantwortung. Griffin wusste, dass diese Behörde für die innere Sicherheit der zivilen Kräfte der Republik verantwortlich waren. Die sogenannten HSF (Home Security Forces) arbeiteten dabei eng mit den CSF (Coruscant Security Forces) und der GAR (Grand Army of the Republic) zusammen. Die Komplexität der Aufgabe, mit den verschiedenen Organisationen zusammen zu arbeiten, erforderte einen hohen Personaleinsatz. Griffin nutzte einen der reparierten Turbolifte, um in die Eingangshalle zu gelangen.

08:15 Uhr
Die Halle füllte sich immer mehr mit Menschen. Nomi lief ruhig in Richtung der Lifte. Dabei durchquerte sie die innere Sicherheitstür. Als sie ein paar Klonsoldaten sah, senkte sie die Blicke. Diese Soldaten machten ihr Angst. Sie konnte nicht sagen wieso, denn sie hatte noch nie einen ohne Helm gesehen. Sie wusste aber, dass sie alle gleich aussahen. Gezüchtete Wesen, gezüchtet zum Töten. Was mussten diese Wesen nur denken? Alles was sie konnten, war das Töten. Ohne diese zusätzliche Bewachung würde es wie in ihrer alten Stelle sein. Jeden Tag der Papierkram und pünktlich zum Abend nach Hause. Im zweiten Teil der Halle hoffte sie, nicht lange auf einen der Lifte warten zu müssen. Vor ihr waren etwa hundert Wesen, die dasselbe Ziel hatten. Sie konnte sehen, dass sich die Menge bei den Liften am Südflügel staute. Also versuchte sie es am Nordflügel, aber dort sah sie mehrere Menschen, die mit Wartungsarbeiten beschäftigt waren. Banthapoodoo, dachte sie. Gerade als sie sich umdrehen wollte, um zurück zu gehen und um sich in der Menge anzustellen, sah sie einer der Arbeiter an.
„Ma’am, Sie können gerne den Lift benutzen, wir sind bereits fertig. Wir räumen nur noch auf, aber er ist einsatzbereit“, sagte er freundlich und lächelnd.
„Danke“, sagte sie erfreut. Als sie zum Lift ging, merkte sie, wie ein weiterer Arbeiter mit einen Komm eine Meldung durchgab. Zufrieden, dass sie ihre Arbeitsstelle noch pünktlich erreichen würde, ging sie in den Lift.

08:16 Uhr
Sergeant Darks von den CSF ließ seinen Blick durch die Halle schweifen. Dort fand er Leutnant Griffin und ging ruhig auf seinen Vorgesetzen zu.
„Sir“, nickte er ihm zu.
„Ruhiger Tag heute, Darks. Ich hoffe, es wird so bleiben.“
„Jawohl, Sir. Sir, ich erhielt gerade den Bescheid, dass die Reparaturen an den Liften abgeschlossen sind.“
„Ausgezeichnet. Die übrigen Lifte sind schon völlig ausgelastet.“ Endlich lief etwas gut.
„Das Team ist am Abbauen und hat die Lifte bereits freigegeben. Ich stimmte dem zu. Ich hoffe, ich habe ihr Einverständnis, Sir.“
„Das haben Sie, Darks. Es muss hier Bewegung reinkommen.“
Darks hörte sich an, was ihm sein Chef erzählte. Er kannte die Vorschriften genau und wusste, dass man sie manchmal etwas ausdehnen musste. Wichtig war es jetzt, dass der morgendliche Durchgang der ganzen Angestellten schnell abgeschlossen wurde.

Nomi verließ den Turbolift. Sie arbeitete in der siebten Etage. Bei einem Gebäude mit über 80 Etagen war dies nicht hoch.
„Morgen, Nomi“, begrüßte sie ein Kollege. Nomi lächelte zurück und ihn an.
Dann setzte sie sich an ihren Schreibtisch. Sie würde heute einiges aufarbeiten müssen, da sie die Woche zuvor sich zwei freie Tage gegönnt hatte. Aber das war es ihr wert gewesen. Gut gelaunt ging sie an ihre Arbeit

08:26 Uhr
Klonsoldat Dral sah zu, wie das Reparaturteam das Gebäude verließ. Einer der Mechaniker schien ihn anzusehen. Wie immer ignorierte er das. Alles, auf was er sich konzentrierte, waren Gefahren. Bisher hatte er noch nicht eingreifen und kämpfen müssen, seit er auf Triple Zero versetzt worden war. Aber seit dem Kriegsausbruch war es schon zu mehreren Aktivitäten von Terrorzellen gekommen. Er hatte nicht vor, mit der Wachsamkeit nachzulassen. Er würde seine Pflicht tun. Dral wusste zwar, dass die Positionierung der Klone eher Abschreckung sein sollte. Für die tatsächliche Sicherheit waren die CSF zuständig. Sie patrouillierten das Gebiet und überwachten alles mit ihren Sicherheitskameras, Waffen und Sprengstoffsensoren.
„Na, Dral, ist es hier nicht viel besser als auf Geonosis?“, hörte er seinen Kameraden TC 994 sagen. Unter seinen Brüdern hieß er Siesmik. Der Name war Mando und bedeute Einschlag. Genauso kämpfte er auf Geonosis, wo er verletzt wurde und seitdem auf Coruscant Dienst tat.
„Mandálii kote. Eran, vode, c'rtä!“, antwortete er mit einem Lächeln. Mandalorianischer Ruhm, Wir, Brüder, stehen zusammen als einer.
„Racin grualé'ra ktro'li bellitha'an“, Sterne werden vor unseren Waffen fliehen, war die Antwort von Siesmik. Beide Soldaten mussten lachen. Um den Dienst zu überstehen, brauchte man auch Humor. Er lenkte von der Eintönigkeit ab und erinnerte sie, dass sie Soldaten waren. Mandos.
Um sie herum liefen die ganzen neverd, Zivilisten. Sie ahnten nicht, dass die Klone miteinander über ein Komm in den Helmen sprachen. Für sie sah es so aus, als ständen sie still. Ohne Bedeutung, Leben und ohne Gefühle.
Nomi sah auf ihren Bildschirm. Sie musste lächeln. Bra sandte ihr bereits eine Nachricht wegen dem Einkaufen. Sie arbeitete in einem anderen Bereich des Gebäudes, aber freute sich auch bereits auf den Nachmittag.

Sergeant Darks empfing eine Nachricht, dass es vor dem Gebäude Schwierigkeiten gab. Es schien, als ob ein Streit zwischen zwei Angestellten ausgebrochen war. Wie so oft würde es sicher wieder um ein Parkproblem gehen. So etwas stand an der Tagesordnung. Mit seinem Komm meldete sich der CSF-Angestellte ab und verließ das Gebäude.

Leutnant Griffin empfing die Nachricht, dass Darks das Gebäude verließ. Sollte sich sein Kollege um das Problem kümmern. Griffin wollte noch etwa 20 Minuten den Eingangsbereich überwachen, um sich dann mit Captain Jorr zu treffen. Für gewöhnlich traf der Captain 10 Minuten früher ein. Griffin lief noch einmal die Posten ab, sie kannten zwar ihren Job, aber es war nie von Nachteil, ihnen zu zeigen, dass man ein Auge auf sie warf. Es waren ja immerhin nur Klone. Befehlsempfänger, die nicht selber handeln konnten. Griffins einziger positiver Gedanke über diese Klone war, dass man dadurch die Leben wertvoller Mitglieder der Republik schonte, wenn man sie in den Kampf warf. Die Separatisten kämpften mit Droiden, die Republik mit Klonen. Ein sauberer Krieg mit wenig menschlichen Opfern. So sollten Kriege sein.

8:53 Uhr
Griffin war im vorderen Teil der Halle. Alles lief bestens. Seitdem die Lifte wieder arbeiteten, begann sich der Menschenstrom besser zu verteilen. Er sah sich noch einmal um. Er musste zu der Besprechung mit seinem Vorgesetzten. Mittlerweile dürfte er im Gebäude sein. Er schätzte, dass an die 80 Angestellte in der Halle waren. In etwa einer halben Stunde würde sie wieder fast leer sein. Dann wären sie alle bei der Arbeit. Griffin freute sich auf den Feierabend. Die ganze Nacht hatte es nur Probleme gegeben, deren Höhepunkt die verdammten Turbolift-Funktionsstörungen waren. Gerade drehte sich Griffin um und wollte in Richtung der Halle gehen. Kurz vor der Sicherheitstür wurde er plötzlich von einer starken Druckwelle zu Boden gerissen. Der ganze Boden bebte, und ein ohrenbetörender Knall ließ seine Trommelfelle platzen. Aus seinen Ohren lief Blut, und Griffin rang mit seinem Bewusstsein. Irgendetwas schien ihn getroffen zu haben.

Dral stand reglos auf seinen Posten. Inzwischen waren kaum noch Menschen in der ersten Hälfte der Halle. Die meisten waren nun bei den Liften. Er drehte kurz seinen Kopf, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. An seiner Seite war sein DC-15 Blastergewehr. Gerade als er etwas zu seinen Klonkameraden sagen wollte, wurde er zu Boden gerissen. Eine gewaltige Explosion erfasste ihn. Er spürte nur den dumpfen Aufschlag. Schmerzten durchzuckten ihn. Alles lag voller Schutt. Er konnte sich kaum bewegen. Er konnte nichts sehen.

Nomi stand gerade auf, um sich etwas zu trinken zu holen. Dabei musste sie an Jenkin vorbei. Wie immer lächelte er sie an. Er war ihr Büroflirt. Sie wollte nichts Ernstes von ihm, aber es lockerte das Arbeitsleben auf. Plötzlich begann das ganze Gebäude zu beben, und ein gewaltiger Knall ließ die Fenster zerspringen. Nomi wusste nicht, was los war, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Die Menschen im Raum sahen sich gegenseitig an. Panik begann sich breit zu machen. Sie konnte Schreie hören, und viele begannen zu rennen. Nomi wurde von den Menschen förmlich mitgerissen. Dem Knall nach kam die Explosion vom Südflügel. Das hieß, hier musste alles in Ordnung sein. Beruhigt wurde sie dadurch keineswegs. Dafür war die Panik viel zu groß.

Darks stand draußen und debattierte mit den beiden Streithähnen, als die Explosion das gesamte Gelände erschütterte. Er sah erschreckt zum Gebäude. Darks erkannte sofort, dass sich eine Katastrophe anbahnte. Teile des Südflügels waren eingestürzt. Sie mussten Hunderte von Personen unter sich begraben haben. Aus dem Eingangsbereich kam eine gewaltige Staubwolke heraus. Er wusste, er musste handeln, und zwar schnell. Darks begann auf das Gebäude zuzurennen. Er wusste, dass die eingebauten Systeme automatisch den Katastrophenschutz alarmieren würden.

08:54 Uhr
Dral lag am Boden. Er spürte, dass er kaum atmen konnte. Etwas hatte ihn und den Helm getroffen. Langsam begann ihm die Luft auszugehen. Er wollte nicht sterben. Mit aller Kraft konnte er seinen Händen befehlen, sich in Richtung Kopf zu bewegen. Langsam nahm er seinen Helm ab. Er konnte wieder atmen. Doch die Luft war voller Staub und Dreck. Überall um sich herum konnte er Schreie hören. Nur mühsam konnte er etwas erkennen. Nicht weit von ihm entfernt sah er Siesmik liegen, er bewegte sich nicht.
„Vod“, Bruder, rief er krächzend, aber er sah keine Reaktion. Er wollte hier nicht sterben, und auch sein Bruder sollte hier nicht sterben. Mit seinen Armen begann er in seine Richtung zu kriechen, als die zweite Explosion das Gebäude erschütterte.

Nomi und viele andere waren bei den intakten Turboliften angelangt. Sie zwängten sich hinein. Die Menschen waren so in Panik, dass sie die Sicherheitsvorschriften ignorierten, die im Katastrophenfall die Nutzung der Turbolifte verboten. Alle wollten nur so schnell wie möglich heraus. Sie konnte erkennen, dass die Lifte völlig überfüllt waren. Auf dem Boden sah sie eine andere junge Frau liegen. Sie kannte sie aus der Kantine. Sie war überall mit Blut verschmiert. In dem Gedränge war sie zu Boden gerissen worden, und die nachfolgenden Menschen überrannten sie förmlich. Nomi wollte ihr helfen, aber die Gewalt der Menge war zu stark. Als sie wieder nach vorne blickte, sah sie die Hölle: Eine weitere Explosion, gefolgt von einer wahren Flammenwand, zerriss die Lifte und tötete die Fahrgäste sofort. Die Flammen zuckten noch mehrere Meter durch diese Etage und verbrannten Dutzende von Angestellten tödlich. Dann begann die Etage zu wackeln, und sie spürte, dass der Boden nachgab. Alles begann einzustürzen, und Nomi fiel mit vielen anderen etwa zwei Stockwerke tief.

Kurz bevor Darks das Gebäude erreichte, riss ihn eine weitere Druckwelle zu Boden. Dieses Mal kam sie vom Nordflügel. Darks war sich nun sicher, dass es sich um einen Anschlag handeln musste. Anders konnte er sich die beiden unterschiedlichen Explosionen nicht erklären. Doch diese war anders. Aus dem Gebäude kamen nun Flammen und Rauch heraus. Er konnte praktisch nichts in der Halle erkennen, er sah nur noch den schwarzen Rauch und die Flammen. Jetzt erkannte er auch, dass im Nordflügel mehrere Etagen einstürzten.

08:55 Uhr
Griffin konnte sich kaum bewegen. Er hörte auch nichts. Um ihn herum war nur schwarzer Rauch. Sein Gehirn nahm kaum noch etwas wahr. Er spürte nur, dass es ihm sehr warm war und dass sein Bein schmerzte. Aber er konnte nichts dagegen tun. Eigentlich begann es ihm auch egal zu sein. Griffin war nur müde.

Dral wurde zwei Meter durch den Raum geschleudert. Ein Flammenmeer begann sich auszubreiten. Noch konnte Dral relativ klar denken. Er erkannte sofort, dass sie Opfer eines Angriffes sein mussten. Um ihn herum begann alles zu brennen. Die Temperatur in den Raum nahm drastisch zu. Er konnte Schreie von Personen hören, die verbrannten. Er wollte helfen, aber konnte sich selbst kaum bewegen. Außerdem brannte ihm der Qualm in den Augen, sodass er fast nichts erkennen konnte. Dral musste hier raus. Er musste alles anwenden, was er auf Kamino gelernt hatte, um den Tag zu überleben.

Darks sah, wie immer mehr Menschen aus dem Gebäude kamen. Sie waren verdreckt und blutig. Ruß bedeckte ihre Haut, und viele waren verletzt. Ein junger Mann lief an ihm vorbei: dort, wo sein rechter Arm gewesen war, befand sich nur ein blutiger Stumpf. Blut tropfte auf den Boden. Mehrere Menschen um ihn begannen dem Armen zu helfen, aber viele hatten Angst, dass weitere Explosionen kommen könnten, und mieden das Gebiet. Der Verkehr rund um das Gebäude schien sich in ein Chaos zu verwandeln. Darks half einer älteren Frau, die kaum noch selber laufen konnte, das Trümmerfeld zu verlassen. Überall um ihn herum konnte er Schreie hören.

Nomi spürte, dass ein Felsbrocken auf ihr lag. Ihr Arm schmerzte und Rauch drang in ihre Lungen. Sie hatte Angst. Sie wusste, dass sie sterben würde. Tränen liefen über ihre Wangen. Sie konnte nicht an diese Ungerechtigkeit denken. Sie war nur eine jungen Frau, die ihre Arbeit tat, sie konnte nicht auf die Weise ihr Leben beenden. Mit letzter Kraft begann sie sich aus dem Trümmerfeld freizukämpfen. Sie musste und sie würde es schaffen.

08:57 Uhr
Allmählich waren die ersten Helfer des internen Katastrophenschutzes eingetroffen. Sie hatten nur spärliche Ausrüstung und begannen mit Atemmasken in die große Halle vorzudringen, um so viele Wesen wie möglich zu retten. Darks wollte helfen. Eigentlich hätte er in der Halle sein müssen. Leutnant Griffin wollte nur kurz aufpassen, solange er sich um den banalen Streit kümmerte. Nun war sein Vorgesetzter an seiner Stelle drinnen gefangen. Er musste ihm helfen. Darks nahm sich eine der Atemmasken und begann, sich in das Flammenmeer vorzukämpfen.

Nomi konnte es kaum glauben, aber sie schaffte es, sich aus dem Trümmerfeld zu befreien. Doch den einen Arm konnte sie nicht mehr bewegen, und der Rauch ließ sie immer wieder husten. Neben sich sah sie ein fünf Meter großes Loch. Als sie nach unten sah, war ihr klar, dass in den unteren Bereichen ein Flammenmeer herrschen musste. Allmählich wurde ihr klar, dass viele ihrer Kollegen tot sein mussten. Sie wusste nicht, was mit Bra war, da sie aber weiter oben arbeitete, hoffte sie, dass sie okay war. Als sie sich umsah, hörte sie Stöhnen um sich herum. Inmitten der Trümmer lagen viele Verletzte und Tote. Sie wollte ihnen am liebsten helfen, aber sie brauchte selber Hilfe. Sie spürte, dass sie ersticken würde, sollte sie länger hier verbleiben. Also begann sie zu gehen.

Griffin war kraftlos. Er konnte nichts tun. Ihm ging die Luft aus, nur bemerkte er das nicht, alles, was sein Gehirn noch wahrnahm, war die Müdigkeit. Er wollte schlafen. Nur noch schlafen. Langsam schloss er die Augen. Dann fiel er in einen tiefen Schlaf.

08:58 Uhr
Darks befand sich in der Halle. Die Temperaturen waren enorm. Er selbst hatte eine kleine Lampe, die kaum Licht durch den dichten Qualm sandte. Er sah fast nichts. Um ihn herum konnte er Flammen sehen. Er versuchte auf dem Boden irgendwelche Überlebende zu finden. Er selbst kam nur langsam vorwärts, sehr langsam.

Dral kroch langsam vor. Das Problem war, dass er nicht wirklich erkennen konnte, wo er war. Er wusste nicht, in welche Richtung er sich bewegen sollte. Der Rauch verhinderte, dass er etwas sehen konnte. Fierfek. Etwas Heißes traf seinen Kopf und er spürte, wie sich seine Haut versengte. Der Schmerz ging durch den ganzen Körper, und am liebsten hätte er geschrieen. Der Qualm verhinderte jedoch, dass er einen Schrei hervor bekam. Er musste den Schmerz überwinden und ebenso die Müdigkeit, die sich in ihm breit machte. Er wusste, dass Schlaf seinen Tod bedeuten würde. Er musste sich bewegen, er musste raus. Und so begann er zu kriechen. Langsam, Zentimeter für Zentimeter.

Das erste Holonewsteam war noch vor den offiziellen Rettungseinheiten vor Ort. Sie nahmen alles auf, was sie sahen. Das Chaos auf der Straße und die Zerstörungen an dem Gebäude. Sie filmten, wie die internen Rettungskräfte die ersten Opfer aus dem Gebäude brachten und selbst erschöpft auf den Boden sackten. Die Männer brauchten Luft. Die Temperaturen verhinderten, dass sie wirkungsvoll etwas tun konnten. Die Profis mussten ran, ihre Schutzanzüge waren wirkungsvoller. Erst dann trafen die ersten Rettungskräfte ein. Aufgrund der Explosionen begann man von einen Terroranschlag auszugehen, und die CSF sperrten zusammen mit einer ATE (Anti Terror Einheit) die ganze Gegend ab und verursachten dabei ein wahres Verkehrschaos. Die ersten Bilder vom Beginn der Katastrophe wurden in Coruscant ausgestrahlt. Überall auf dieser Welt begann man um Bekannte zu bangen, die in dem Gebäude arbeiteten.

Nomi entfernte sich immer mehr aus dem Trümmerbereich. Sie versuchte zu einem anderen Ausgang zu kommen. Irgendwo musste man ja hinaus. Mittlerweile waren auch noch drei andere Überlebende bei ihr. Darunter war ein junger Mann der CSF, der helfen wollte und abgeschnitten wurde, als die zweite Explosion das Gebäude erschütterte.
„Ich glaube, wir müssen dort entlang“, hustete der Mann und zeigte in eine Richtung. Die Überlebenden hatten nicht viele Möglichkeiten, also liefen sie dort entlang. Der Sicherheitsbeamte hatte Nomis Arm in eine Art Schlinge gebunden. Sie hoffte, dass keine weiteren Explosionen auftraten.

09:00 Uhr
Darks hustete. Der Rauch kam sogar in seine Schutzmaske hinein. Die Temperaturen waren unglaublich. Er konnte nicht mehr. Wenn er nicht bald jemanden fand, musste er zurück. Er durfte nicht die Orientierung verlieren. Bei dem Rauch konnte man so gut wie nichts sehen. Selbst seine Lampe half da nicht viel weiter. Dann wäre der Mann beinahe gestolpert. Vor ihm lag etwas. Darks bückte sich, um besser sehen zu können. Es war ein Körper und dieser trug die Uniform eines Offiziers der CSF. Es konnte nur Leutnant Griffin sein. Er hatte ihn gefunden. Darks hatte gar nicht daran geglaubt, in diesem Chaos ausgerechnet ihn zu finden. Schnell benutzte er einen erlernten Rettungsgriff und begann den Mann aus der Halle zu ziehen.

Ohne zu wissen, dass sich Sergeant Darks nur wenige Schritte entfernt von ihm befand, kroch der Klonsoldat weiter. Sein Gehirn sagte ihm, er solle schlafen, aber er wusste, dass er das nicht durfte. Er hatte nicht all die Kämpfe überlebt, um auf diese Weise zu sterben. Also kroch er weiter. Oya!, Bleib am Leben. Oya!

Nomi konnte kaum noch laufen. Sie wollte nicht mehr. Die Schmerzen nahmen immer mehr zu und sie kämpfte mit einem Ohnmachtsanfall. Sie hatte bereits zu viele giftige Dämpfe eingeatmet und ihr wurde schummerig. Sie wollte nicht sterben, sie war zu jung dafür. Dem Rest der Gruppe ging es nicht viel besser. Sie alle waren verletzt und müde. Sie liefen einen langen Gang entlang. Der Qualm breitete sich im ganzen Gebäude aus. Dann spürte sie, wie ihre Beine nachgaben. Sie fiel auf die Knie, keiner ihrer Begleiter hatte die Kraft, sie aufzufangen. Mit einer Hand stütze sie sich ab, die andere hing noch immer in der Schlinge. Wieder rannen ihr Tränen durch das verrußte Gesicht. Sie hinterließen eine Spur im Dreck. Hier würde sie also sterben. Dann aber sah sie auf einmal eine Hand, die sich ihr entgegengestreckte. Als sie aufsah, sah sie einen weißen Helm. Es war einer der Klonsoldaten.
„Danke“, röchelte sie und ergriff seine Hand. Dieser nickte nur und legte ihr etwas auf den Mund.
„Atmen Sie tief ein. Das ist Sauerstoff.“
Sie konnte es kaum glauben, aber sie schien gerettet zu sein. Weitere Tränen liefen ihr über die Wangen, aber dieses Mal waren es Tränen der Freude. Sie fühlte sich,als wäre sie mehrere Stunden in der Hölle gewesen, dabei waren es nur wenige Minuten. Der Soldat half ihr und den anderen bei dem Weg nach draußen.

09:02 Uhr
Inzwischen begannen die Rettungseinheiten mit den Löscharbeiten. Immer mehr Sanitäter kümmerten sich um die Verletzten. Sie waren überall und man konnte ihre Schreie hören. Bewaffnete Männer riegelten das ganze Gebiet ab, und die ATE kontrollierte alles nach weiteren Sprengsätzen. Eine Grundregel des Terrorismus war es, solche Rettungsarbeiten zu nutzen, um noch mehr Terror zu verbreiten. Demnach wurden oft weitere Sprengfallen im Gebiet der Rettungskräfte installiert, um die Schäden zu verstärken. Aber dieses Mal fanden sie nichts. Die Holonews berichteten über einen wahrscheinlichen Anschlag separatistischer Terroristen. Mehrere Sprengungen sollten weite Teile des Gebäudes zerstört haben. Die genaue Anzahl der Toten und Verwundeten sei noch nicht bekannt, aber man rechnete mit Hunderten von zivilen Opfern. Dann erfassten die Kameras einen Mann, der aus dem Gebäude kam und einen anderen Mann hinter sich herzog. Im Freien begann er mit der Wiederbelebung.

Darks brachte Griffin nach draußen. Man schien ihn zu ignorieren. Überall benötigten Menschen Hilfe, da fiel er nicht auf. Als er mehrere Meter vom Gebäude weg war, untersuchte er Griffins Puls. Aber der Mann hatte weder Puls noch Atmung.
„Sanitäter“, rief er und begann mit der Wiederbelebung. Obwohl Darks erschöpft war, hörte er nicht auf. Es dauerte nicht lange, da war der erste Sanitäter bei ihm. Darks fiel erschöpft zurück. Er konnte nur noch zusehen, wie zwei Männer um das Leben seines Vorgesetzten kämpften. Darks musste wegen dem Rauch husten und sah die beiden Männer an.

Oya! Sagte sich Dral immer wieder. Seine Verbrennungen schmerzten, aber er würde nicht aufgeben. Er musste nun schon mehrere Meter gekrochen sein. Er spürte, wie seine Kräfte immer mehr nachließen. Oya! Immer weiter musste er. Immer weiter. Nur nicht aufgeben. Mandos gaben nicht auf. Niemals. Zentimeter für Zentimeter kroch er weiter. Oya! Dann sah er auf.
„Ich habe einen. Ein Überlebender.“
Dral konnte nichts erkennen, aber er spürte wie er hochgehoben wurde. Oya!

09:05 Uhr
Darks sah die beiden Sanitäter an. Sie kämpften um das Leben von Leutnant Griffin. Darks wusste, dass er verheiratet war und zwei Kinder hatte. Er musste überleben. Er musste einfach. Einer der Sanitäter wandte sich Darks zu. Er sah ihn nur an und sagte: „Es tut mir leid. Wir konnten ihm nicht mehr helfen.“ Dann wandten sich die beiden Männer ab, um anderen Hilfebedürftigen zu helfen. Darks konnte es nicht glauben. Griffin war tot. Opfer dieses feigen, hinterhältigen Terrorangriffs. Er hasste die Terroristen und alle, die die Sicherheit gefährdeten. Darks schwor sich, dass er alles tun würde, was in seiner Macht lag, um zu verhindern, dass sich solche Ereignisse wiederholten.

Endlich erreichte Nomi durch einen Seitengang die frische Luft. Sie war in Sicherheit. Sanitäter liefen auf ihre Gruppe zu. Überall auf den Platz lagen Verletzte. Der Klon setzte sich. Nomi sah ihn an. Er hatte ihr das Leben gerettet. Dann nahm der Soldat seinen Helm ab. Sie sah zum ersten Mal das Gesicht von einem der Klone. Er sah aus wie ein normaler Mann. Ohne Uniform hätte sie ihn nie für einen Klon gehalten. Sie erkannte, dass sein Gesicht voller Schweiß war und dass es ihn alle Kräfte gekostet haben musste, die Gruppe durch das Trümmerfeld zu bringen. Aber er tat es und rettete damit ihr Leben.
„Danke“, brachte sie nur kurz hervor. Sie sah den Soldaten lächeln und würde nie wissen, wie viel ihm diese kleine Geste bedeutete. Ein Zeichen der Anerkennung und nicht der üblichen Furcht und Ignoranz.

„Hier kommt noch einer.“
„Es ist nur ein Klon. Bringen sie ihn da rüber, wir kümmern uns später um ihn.“
Dral hörte die Worte, als man ihn heraus brachte. Er kannte diese Reaktionen, sie waren ihm nicht fremd. Das Wichtigste war, dass er lebte. Er versuchte den Sauerstoff zu atmen, den man ihm gab. Langsam blickte er zum Trümmerfeld zurück. Er dachte an Siesmik, seinen Vod. Er war nicht mehr herausgekommen. Er starb in diesem Krieg, wie so viele seiner Brüder. Niemand würde um sie trauern. Die Klone hatten nur sich selbst. Auf niemanden anderen konnten sie sich verlassen.

Langsam sagte er sich: “Ni su'cuyi, gar kyr'adyc, ni partayli, gar darasuum“. Ich bin noch am Leben, aber du bist tot. Ich denke an dich, so wirst du ewig leben. Dann begann er die Namen derer aufzuzählen, die er kannte und die nicht mehr unter ihnen weilten.
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