Eine Meinung zu den Klonkriegen
Verfasst: 08.02.2010, 19:50
Ich hoffe mal, das gehört hier rein.
Mit freundlicher Genehmigung eines Freundes von mir, der meiner Meinung nach sehr sehr viel über Star Wars weiß.
Was meint ihr dazu?
Mit freundlicher Genehmigung eines Freundes von mir, der meiner Meinung nach sehr sehr viel über Star Wars weiß.
ich teile seine MeinungKaum eine Zeit in der fiktiven Historie des Star Wars Universums ist so ausführlich und zugleich so widersprüchlich in den verschiedenen Medien behandelt worden wie die Klonkriege.
Den ersten Hinweis auf diesen, für die Figuren geradezu legendären Konflikt erhalten wir bereits in „Star Wars Episode 4: Eine neue Hoffnung“: Als Luke Obi-Wan trifft, fragt er ihn: „Haben Sie die Klonkriege mitgemacht?“ Und nur kurze Zeit später spricht auch Leia (bzw. ihre Botschaft in R2D2) dieses Ereignis an: „General Kenobi, vor langen Jahren habt Ihr meinem Vater in den Klonkriegen gedient.“
Was es aber nun genau mit den Klonkriegen auf sich hat, erfährt man weder in dieser, noch in den beiden anderen Episoden der alten Trilogie.
Auch im frühen Erweiterten Universum gibt es nichts wirklich Handfestes. Zwar werden die Klonkriege in der Star Wars Comicreihe von Marvel und den ersten Romanen des Öfteren erwähnt, aber zu Klarheit führt dies nicht. So heißt es unter anderem, die Republik hätte gegen die Mandalorianer gekämpft, Palpatine wäre in dieser Zeit zum Kanzler der Republik gewählt worden, die Klone wären die Gegner der Republik gewesen, die Klonkriege hätten 35 Jahre vor den Ereignissen von „Eine neue Hoffnung“ stattgefunden und dass Prinzessin Leia in den Klonkriegen mitgekämpft hat; gerade die letzten beiden Angaben schließen sich natürlich aus.
Als beim Erweiterten Universum während der 90er Jahre mehr auf Kontinuität geachtet wurde und George Lucas die Prequels vorbereitete, waren die Klonkriege (bzw. die damit verbundenen Vorgeschichten von Vader, Obi-Wan, Palpatine und Yoda) für die Autoren des EU tabu und mehr als kryptische Andeutungen gab es nicht.
Absolute Klarheit kam erst im Jahr 2002 mit „Star Wars Episode 2: Angriff der Klonkrieger“. Hier wurde nun klar, dass die namensgebenden Klone nicht gegen, sondern für die Republik kämpfen und dass die Gegner nicht die Mandalorianer, sondern die Separatistenbewegung ist. Wer zudem über ein Mindestmaß an Kombinationsgabe verfügte, konnte bereits bei Episode 2 erkennen, dass die Klonkriege letztendlich dazu dienen würden, aus Kanzler Palpatine Imperator Palpatine zu machen.
„Angriff der Klonkrieger“ gab nun auch den Startschuss für ein groß angelegtes Multimediaprojekt, das das erste dieser Art „Shadows of the Empire“, vollkommen in den Schatten stellte.
Die Star Wars Comicreihe, die kurz zuvor in „Star Wars: Republic“ umbenannt worden war, konzentrierte sich nun voll auf die Klonkriege (diese Ausgaben, die mit US-Star Wars Republic 49 beginnen und mit US-Star Wars Republic 83, welches auch die letzte Ausgabe der Republic-Reihe ist, enden, sind hierzulande als Paperbacks beim Panini-Verlag erschienen, zuerst innerhalb der Star Wars Sonderband-Reihe mit dem Untertitel „Klonkriege“, uns später dann als Reprints mit im Rahmen einer neuen Serie) und auch an Romanen sollte es nicht mangeln. Natürlich waren nicht alle Romane, die in dieser Ära spielen, durchweg gelungen, aber es waren durchaus sehr gute dabei, nebst einigen Perlen wie Matthew Stovers „Shatterpoint“ („Mace Windu und die Armee der Klone“) oder James Lucenos „Labyrinth des Bösen“.
Aber man beschränkte sich nicht nur auf Romane und Comics, auch Computer- und Konsolenspiele thematisierten den umfangreichen Konflikt, wie etwa „Star Wars: The Clone Wars“, „Star Wars Battlerfront 1 & 2“ oder „Star Wars Republic Commando“, das sogar eine eigene Romanreihe nach sich zog.
Diese ganzen Medien waren sorgfältig aufeinander abgestimmt und von den Verantwortlichen bei Lucas Licensing in einer 36-montigen Timeline untergebracht, die mit Episode 2 begann und mit Episode 3 endete.
Die Romane und vor allem die Comics zeigten wirklich, was ein guter Autor aus dem Sujet Star Wars herausholen konnte: Dieses Star Wars, vor allem geprägt durch Matthew Stover, Karen Traviss, Haden Blackman und John Ostrander war wesentlich düsterer, realistischer und tiefgründiger als alles, was es vorher gegeben hatte; das Hauptaugenmerk lag nicht auf großen Schlachten (wobei diese natürlich auch vorkamen, aber eben nicht im Zentrum standen), sondern auf den Charakteren und was der Krieg mit ihnen anstellt.
Doch erste Anzeichen für die Probleme mit den Klonkriegen gab es bereits damals, hervorgerufen durch die Clone Wars Zeichentrickserie.
Diese Serie, gestaltet von Genndy Tartakovsky, der auch schon für Zeichentrickserien wie „Samurai Jack“ und „Dexter’s Laboratry“ verantwortlich war (was man am äußerst kantigen und schlichten Stil auch sieht), neigt, um es gelinde auszudrücken, zu starken Übertreibungen. Da macht Mace Windu durchaus schon Mal eine ganze Droidenarmee mit bloßen Händen platt. Warum hatten die Jedi auf Geonosis so massive Probleme?
Zwar hat die Serie einige ganz brauchbare Charaktere hervorgebracht, wie etwa den Kopfgeldjäger Durge oder die dunkle Jedi Asajj Ventress, die auch Eingang ins erweiterte EU fanden und dort mehr Hintergrund bekamen, aber dennoch gibt es, neben dem oben bereits genannten Problem, auch noch einige Probleme innerhalb der Kontinuität. Besonders davon betroffen waren Anakins Ernennung vom Padawan zum Jedi-Ritter (ein Problem, das auch noch später immer wieder auftauchen wird) und der Angriff der Separatisten auf Coruscant. Beide Ereignisse sind Teil von Romanen und auch Teil der Serie, wobei die Romane in beiden Fällen die gelungenere Variante darstellen. Diese Unstimmigkeiten hatten zur Folge, dass die Verantwortlichen bei Lucas Licensing einen „Retcon“ für diese Ereignisse bewerkstelligen mussten (d.h. genau klären, wie diese Ereignisse zueinander stehen und eine kompatible Erklärung finden, wie die Unstimmigkeiten in Einklang zu bringen sind).
Nachdem Episode 3 in die Kinos kam und die Klonkriege in-Universe endeten (und das meiner Meinung nach sehr gut), wandte man sich im EU von diesem Konflikt ab (immerhin schien es, als sei alles erzählt) und kümmerte sich wieder stärker um andere Zeitfelder, etwa die so genannten „Dark Times“, die Zeit zwischen Episode 3 und 4; die fabelhafte Republic-Comicserie etwa ging in die nicht minder gelungene „Dark Times“-Serie über, die vom Schicksal der Jedi nach Order 66 und auch von Vaders Anfängen als Sith-Lord erzählt.
Doch dann kam George Lucas’ Ankündigung, dass im Jahr 2008 eine Animationsserie starten sollte, die in den Klonkriegen spielte und passenderweise auch „The Clone Wars“ hieß. Sogar einen neuen Kinofilm, den Pilotfilm zur Serie sollte es geben.
Natürlich kann ich nicht für die vielen anderen Fans sprechen, aber ich muss zugeben, ich war schon ein wenig enthusiastisch. Immerhin hatte man die Klonkriege bisher größtenteils sehr gut thematisiert und ich hegte die Hoffnung, dass man sich an den Comics oder den Romanen orientieren und vielleicht sogar eine der Geschichten adaptieren.
Entsprechend groß war dann auch die Enttäuschung beim Sehen des Clone-Wars Films 2008. Was da über die Leinwand flimmerte, war so ziemlich die schlimmstmögliche Alternative. Man hatte sich nicht nur nicht an den bisherigen Medien orientiert, sondern war stattdessen in die völlig andere Richtung gegangen. Der Kinofilm erzählte eine für den Krieg und vor allem für den Gesamtzusammenhang völlig belanglose und extrem uninnovative Geschichte (warum ist Tatooine schon wieder ein Hauptschauplatz der Geschichte?), griff auf den infantilen Humor von Episode 1 zurück, machte die Kampfdroiden noch viel dämlicher als in den Filmen und verschenkte die Charaktere gnadenlos (insbesondere Count Dooku und Asajj Ventress), und auch die neuen Figuren waren allesamt äußerst farblos (insbesondere Anakins Padawan Ahsoka).
Das mag natürlich auch zum Teil mit der Konzeption der Serie bzw. des Films zusammenhängen; laut Aussagen der Entwickler wurde sie vor allem für ein jüngeres Publikum entwickelt, und konnte als Folge davon natürlich nicht so brutal und düster sein wie die anderen Klonkriesmedien, sondern war vor allem auf Fun und Action ausgelegt. Aber dennoch kann auch eine Serie für jüngere Star Wars Fans glaubhafte Charaktere oder eine gut durchdachte Handlung haben.
Für mich am schlimmsten war allerdings die scheinbare Lieblosigkeit, mit der die Autoren zu Werke gingen. George Lucas hatte den Machern die Freiheit gegeben, sich über das EU hinwegzusetzen, falls dieses einer guten Geschichte im Weg stünde. Und die Macher haben sich gnadenlos über das bisherige EU hinweggesetzt, allerdings in meinen Augen völlig grundlos. Das mag pedantisch klingen, aber genau solche schlecht recherchierten Details stören mich. Wäre es wirklich so schlimm gewesen, Anakins Narbe am Auge wegzulassen, um die Konfliktgeschichte zwischen Asajj Ventress und Anakin aus Republic und der Miniserie „Besessen“ nicht völlig durcheinander zu bringen. Musste Anakins Ritterschlag wirklich auch kurze Zeit nach Episode 2 gelegt werden, so dass die gesamte, gut ausgearbeitete Timeline wertlos wird?
Leider wurde das, was im Pilotfilm begonnen hat, in der Serie weitergeführt. Ich will nicht sagen, dass es nicht auch durchaus gelungene Szenen oder Episoden gibt, wie etwa die erste Episode („Ambush“) die eine äußerst gute Charakterisierung von Yoda liefert oder die fünfte Episode („Rookies“), die ein sehr gutes Bild der Klonsoldaten zeichnet. Aber für jede dieser gelungenen Episoden gibt es welche, die absolut sinnlos erscheinen und zusätzlich noch das EU gnadenlos mit Füßen treten. Besonders zu erwähnen ist hier der Ryloth-Dreiteiler. Der Planet Ryloth, die Heimat der Twi’leks, ist einer der interessantesten Planeten des EU und zeichnet sich einerseits durch geographische Besonderheiten aus (fatale Hitzestürme, extrem unwirtliche Bedingungen und eine sehr langsame Rotation, die zu sehr langen Tagen bzw. Nächten führen) und andererseits durch politischen Widerspruch, den Ryloth gehört zwar zur Republik, aber der Sklavenhandel ist dennoch fest in der Kultur der Twi’leks verankert. Diese Begebenheit wurde bereits für einige interessante und politisch durchaus tiefgründige Geschichten verwendet und hätte ein gutes Beispiel für die Korruption der Republik bieten können. Doch in der Serie wird auf die EU-Hintergründe leider vollkommen verzichtet. Anstatt die geographischen oder politischen Hintergründe für eine interessante Geschichte zu benutzen, wird auf die üblichen Klischees gebaut.
Ganz allgemein ist die mangelnde politische Dimension dieser Serie ein extrem großes Manko. Die Comics und Romane haben, neben den eigentlichen Schlachten, auch immer wieder gezeigt, wie die Republik immer mehr zum Imperium wird und wie Palpatine immer mehr Macht sammelt. Auch dies fehlt in „The Clone Wars“ vollkommen, und damit verliert der Krieg praktisch seinen Sinn. Auch die Darstellung der Schurken ist in dieser Hinsicht problematisch; sie sind eben die typischen Schurken, ruchlos, unmenschlich, eindimensional und oft auch schlicht unfähig (besonders General Grievous ist hier zu nennen). Dem gegenüber stehen oft dieselben Figuren in den Comics und Romanen, die dort aber von ganz anderem Kaliber sind; tiefgründiger, intelligenter und schlicht interessanter. Dort gibt es einen Count Dooku, der nicht einfach nur böse ist, sondern auch der von der Republik enttäuschter Idealist, als der er in Episode 2 vorgestellt wird und durchaus auch als Befreier gefeiert wird, da viele republiktreue Welten schlicht und einfach völlig korrupte Herrscher haben, die aber geduldet werden, so lange sie die Republik unterstützen. Und dort gibt es auch eine Asajj Ventress mit einer tragischen Vergangenheit, der man ihren Hass auf Jedi auch abnimmt.
Dies trifft natürlich auch auf die Helden zu. Besonders Anakin wird auf den Republik-Helden reduziert, ohne seine Entwicklung zu Darth Vader irgend glaubhafter zu machen.
Dass für die Serie neu erschaffene Figuren derartige Qualitäten nicht mitbringen, braucht wohl nicht zusätzlich erwähnt werden
Die einzig wirklich interessante Figur, die „The Clone Wars“ bisher hervorgebracht hat, ist der Kopfgeldjäger Cad Bane, dessen Potential allerdings noch nicht wirklich ausgeschöpft wurde, obwohl er bisher in allen Folgen der zweiten Staffel, die in Deutschland gelaufen sind, aufgetaucht ist.
Zwar ist die zweite Staffel von „The Clone Wars“, wie eben erwähnt, noch lange nicht zu Ende und laut Lucas sind ungefähr 100 Flogen geplant, was wohl bedeutet, dass noch mindestens eine oder zwei weitere Staffeln folgen werden, aber dennoch erlaube ich mir ein Fazit zu den Klonkriegen im Allgemeinen und der Serie im Speziellen:
Die Zeit der Klonkriege ist, was die verschiedenen Medien angeht, die wohl widersprüchlichste und zwiespältigste. Hier stehen wirkliche Meisterwerke der Comic- und Romanzunft neben kreativlosen TV-Abgründen (gut, das war jetzt vielleicht etwas überspitzt formuliert, aber dennoch…).
Mir ist bewusst, dass viele (oder zumindest einige) den naiven und kindlichen Charme von Episode 4 in der Animationsserie sehen, was sogar zu einem gewissen Grad stimmen mag, allerdings passt diese Naivität in meinen Augen schlicht nicht zu den Klonkriegen, so wie ich sie in früheren Medien erlebt und auch gemocht habe.
„The Clone Wars“, und auch die Tartakovsky-Zeichentrickserie funktionieren noch am besten, wenn man sie als republikanische Propaganda betrachtet. Die „wahren“ Klonkriege werden sich für mich immer auf dem Papier abspielen.
Ich hoffe natürlich, dass die kommenden Folgen von „The Clone Wars“ dieses Fazit ändern werden, aber groß ist die Hoffnung nicht.
Was meint ihr dazu?